Montag, 31. August 2015
Von Wald und Raum
In Japan nennt man es Waldbaden und genau so fühlt es sich an, wenn ich aus der drückenden Hitze der Betonwüste ins kühle Grün eintauche. Seit ich die Wälder der Umgebung zu Erforschen began, bin ich regelrecht süchtig nach stundenlangen Spaziergängen durchs Gehölz.
Auf meinen Spaziergängen erschloss ich nicht nur physikalisch neue Räume, sondern vermochte auch Weisse Flecken auf der geistigen Landkarte zu skizzieren. Die Grossräumliche Orientierung gehört nicht zu den Gaben, die mir zufliegen. Meine Ausflüge befähigten mich aber - trotz planlosem Wandern - die Situiertheit im Raum bewusster wahrzunehmen. Auf einer praktisch-konkreten Ebene von "wie komme ich von hier aus wieder nachhause?" über eine allegemeinere räumliche Einordnung hinsichtlich bestimmter Bezugspunkte wie Hügel, Seen und Städte bis hin zum Nachdenken über die abstrakteren Bedeutungsebenen des Raumes. Beispielsweise färben und fördern animistische Tendenzen meine Beziehung zur Umgebung und informieren ihrerseits die Verortung im rituellen Kontext. Aber auch stärker kulturell geprägte Zuschreibungen wirken auf mein Erleben des Raumes ein: der Wald hat trotz seiner Domestizierung eine gewisse Aura der Andersheit inne. Meine Spaziergänge im Grünen fühlen sich wie ein Ausbruch aus der konsensuellen Realität an; Eine Reise in die Anderswelt.
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