Montag, 31. August 2015
Von Wald und Raum
In Japan nennt man es Waldbaden und genau so fühlt es sich an, wenn ich aus der drückenden Hitze der Betonwüste ins kühle Grün eintauche. Seit ich die Wälder der Umgebung zu Erforschen began, bin ich regelrecht süchtig nach stundenlangen Spaziergängen durchs Gehölz.
Auf meinen Spaziergängen erschloss ich nicht nur physikalisch neue Räume, sondern vermochte auch Weisse Flecken auf der geistigen Landkarte zu skizzieren. Die Grossräumliche Orientierung gehört nicht zu den Gaben, die mir zufliegen. Meine Ausflüge befähigten mich aber - trotz planlosem Wandern - die Situiertheit im Raum bewusster wahrzunehmen. Auf einer praktisch-konkreten Ebene von "wie komme ich von hier aus wieder nachhause?" über eine allegemeinere räumliche Einordnung hinsichtlich bestimmter Bezugspunkte wie Hügel, Seen und Städte bis hin zum Nachdenken über die abstrakteren Bedeutungsebenen des Raumes. Beispielsweise färben und fördern animistische Tendenzen meine Beziehung zur Umgebung und informieren ihrerseits die Verortung im rituellen Kontext. Aber auch stärker kulturell geprägte Zuschreibungen wirken auf mein Erleben des Raumes ein: der Wald hat trotz seiner Domestizierung eine gewisse Aura der Andersheit inne. Meine Spaziergänge im Grünen fühlen sich wie ein Ausbruch aus der konsensuellen Realität an; Eine Reise in die Anderswelt.
Montag, 24. August 2015
Widersprüche als Chancen
Widersprüche kommen vor. Manchmal scheinen sie inhaltlicher Natur zu sein, manchmal in Bezug zu unserem Empfinden zu stehen. Immer sind sie eine Chance zu Lernen.
Für mich sind scheinbare Widersprüche Ausgangspunkte für die
genauere Erforschung. Sie drängen mich tiefer in die Materie (und meine Haltung zu ihr) einzutauchen. Durch die Reibung an Ihnen glaube ich
zu wachsen. Nicht alle Widersprüche sind leicht aufzulösen, manche vielleicht gar nicht. Ein Freund hat mir Mut gemacht die Spannung auszuhalten, sich nicht mit einer
schnellen Lösung zufrieden zu geben. Andererseits gibt es wohl auch eine Grenze des sinnvollen Hinterfragens.
Sonntag, 23. August 2015
Lokalisierte Götter
Ich glaube, dass die Götter an allen Orten antreffbar sein können. Andererseits haben Räume eine Wirkung auf uns, die durch unsere Zuschreibungen und Handlungen verändert werden kann. Beispielsweise nehme ich an, dass meine Opfer empfangen werden, selbst wenn ich sie an irgendeiner Strassenecke darbringe. Jedoch fällt es mir leichter die Nähe der Götter zu fühlen, wenn ich mich in der Natur aufhalte oder vor meinem Altar sitze.
Offensichtlich sind Menschen in der Lage mit Götter in Verbindung zu treten an Orten, die räumlich (und mitunter auch zeitlich) weit entfernt sind von den Gebieten in denen sie ursprünglich verehrt wurden. Gleichzeitig scheint es mir durchaus plausibel, dass Götter - obschon nicht ortsgebunden - gewissen Räumen besonders nahe stehen können und dort leichter zugänglich sind. Sei dies aufgrund unserer Zuschreibungen oder mysteriöser Kräfte.
Donnerstag, 13. August 2015
Geistiges Zerpflücken
Eine buddhistische Geschichte zur Illustration der Unsinnigkeit mancher Fragen erzählt davon, wie ein vom Pfeil Getroffener seine Heilung verhindert indem er sich im Nachdenken über Nebensächlichkeiten verliert wie dem Standpunkt des Schützen oder der Beschaffenheit des Bogens. Als kopflastige Person neige ich dazu mich in endlosen Erforschungsexpeditionen zu verirren und darob die praktische Umsetzung des Gelernten zu vernachlässigen. Insofern kann ich mich gut mit dem Verwundeten identifizieren. Wie es sich für eine Philosophin gehört, fallen mir zahlreiche Gegenargumente ein, vom Erkenntnisreichtum diskursiv-analytischen Denkens bis zur Kritik autoritärer Forderung blinden Glaubens.
Doch scheinen nicht alle Formen des Nachdenkens in allen Angelegenheiten gleichermassen angemessen:
Das überkritische Zerpflücken des Vorgefundenen kann destruktive Züge annehmen, während wir mit dem Prinzip der wohlwollenden Interpretation weiter kämen, wenn das Ziel im Verstehen Wollen liegt.
Nicht alles, das erfahrbar ist, ist auch kommunizierbar. Nicht jede Information kann sinnvoll durch analytische Untersuchung ergründet werden.
Manchmal geht Probieren über Studieren. So wie es nicht notwendig ist über elektrische Details von Mikrowellen Bescheid zu wissen um sie erfolgreich nutzen zu können, so ist nicht für jedes angestrebte Ziel das Verständnis aller Einzelheiten hilfreich oder gar notwendig.
Montag, 3. August 2015
Lammas
In der Schweiz feiere ich den ersten August nie alleine. Wenn auch die Motive meiner Mitmenschen sich nicht exakt mit den meinen decken mögen, so schätze ich doch das Festessen mit der erweiterten Familie und das anschliessende Feuerwerk sehr. In meinen Augen stellt es eine fulminate Würdigung des Höhepunkts des Sommers dar.
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