Donnerstag, 31. März 2016

Venus von Willendorf





Ich trage eine kleine Replik der Venus von Willendorf um den Hals. Aus meiner Sicht ein angemessenes Symbol für mein Neuheidentum in ihrer neuen, künstlichen Form die sich auf die graue Vorzeit bezieht. Wir wissen nicht welchem Zweck sie einst diente, welchen Sinn man ihr einst zuwies, doch trägt für mich diese Aura des Mysteriösen zu ihrer Potenz bei.

Dienstag, 23. Februar 2016

Jahreskreisfeste und Umwelt

Mein Erleben der Jahreszeiten die sich vor meiner Haustür abspielen, unterscheidet sich nicht wesentlich von den Beschreibungen, wie sie sich in neuheidnischen Texten zu den Jahreskreisfestern finden. In der Auseinandersetzung mit der englischsprachigen neuheidnischen Youtubegemeinschaft wurde mir klar, dass eine Übereinstimmung der Geschehnisse in der umgebenden Natur mit den dominanten Assoziationen der Jahreskreisfester für viele Regionen der Welt alles andere als selbstverständlich ist. Die folgenden Strategien im Umgang mit dieser Diskrepanz sind mir aufgefallen:

Neuheiden, die auf der südlichen Hemisphäre beheimatet sind, ist es üblich die Jahreskreisfester um ein halbes Jahr vorzuverlegen, so dass zum Beispiel zur Zeit der Wintersonnenwende im Norden, entsprechend der astronomischen Realität auf der Südhalbkugel Litha gefeiert wird. Unpraktischerweise bedeutet dieser Umstand für die südlichen Neuheiden, dass Fester wie Jul, Ostara und Samhain, welche ein populäres, kulturell verankertes Gegenstück haben, nicht mit diesen gesellschaftlichen Feiertagen zusammen fallen. Sich von der allgegenwärtigen Weihnachtsstimmung für die eigene Julfeier inspirieren zu lassen, scheint nicht nur unter Neuheiden mit Jahreszeitenvorstellungstechnisch herausfordernder Umwelt eine verbreitete Strategie zu sein. Gelegentlich findet eine Beschränkung auf die oben genannten drei Fester statt, in anderen Fällen scheinen den Neuheiden ohne übereinstimmendes Vegetationsgeschehen die vier Sonnenfester besonders relevant. Und für manche Neuheiden spielt das Konzept der Jahreskreisfester als Ganzes eine geringe Rolle.
Eine andere Strategie ist die Verinnerlichung der Assoziationen der Jahreskreisfester: An die Stelle der Frühlingsstimmung die durch Schneeglöckchen und Krokusse genährt wird, tritt die Konzentration auf psychische und lebensbezogene Vorgänge, also beispielsweise das Ende des winterlichen Rückzugs und "sähen" neuer Projekte.
Wenn die natürliche Umgebung nicht den von Büchern beschriebenen Prozessen entspricht, können die jahreskreisfestlichen Assoziationen natürlich auch an die Lebenswirklichkeit angepasst werden.


Montag, 1. Februar 2016

Bridie Puppe



Zu Imbolc bastle ich mir eine Bridie Puppe. In diesem Akt ehre ich meine Kreativität und verwandle alte Stoffstücke in ein irdisches Gefäss für die Göttin. Puppen können mehr sein als "nur" Spielzeug.

Samstag, 30. Januar 2016

Reisealtar




Wenn ich unterwegs bin, errichte ich gerne einen Reisealtar. Er unterstützt mich in der Aneignung des fremden Raums. Die gelegentliche Rückverbindung, das Erspüren der eigenen Mitte scheint mir angesichts der vielen neuen Eindrücke auf Reisen besonders wertvoll. Der Reisealtar dient mir dabei als Erinnerungsstütze und Fokuspunkt, aber auch als Weg das Erlebte zu verarbeiten, indem ich ihn durch unterwegs aufgelesene Opfergaben in Dialog mit meiner Umwelt treten lasse.

Dienstag, 29. Dezember 2015

Verwandelte Bücher




Aufgrund meiner Bibliophilie bringe ich es kaum über's Herz Bücher zu entsorgen. Da sie mir jedoch auch als Staubfänger im Regal unpassend erscheinen, hauche ich nicht mehr benutztem Schriftgut als Skizzenbücher neues Leben ein. Für meinen Geschmack haben Bücher als Grundlage verschiedene Vorteile: Die Blockade, welche leeres Papier in mir auslösen kann, fällt weg. Stattdessen trete ich bei meinem kreativen Schaffen in einen Dialog mit dem vorgefundenen Text, lasse mich von einzelnen Wörtern und Sätzen inspirieren oder erfreue mich am Einfluss des Layouts auf meine Bildkomposition.

Montag, 28. Dezember 2015

Authentizität und Verschleierung

Eklektische Neuheiden entscheiden sich für ihre Glaubensinhalte und Praktiken gemäss eines Empfindens innerer Resonanz. Diese Form der Selbst-Validierung hat ihre Tücken: Sie verschleiert die gesellschaftliche und geschichtliche Einbettung von scheinbar individuellen, frei gewählten Vorstellungen. Die gefühlterweise bestätigte Authentizität birgt die Gefahr der Unhinterfragbarkeit enthistorifizierter Ideen.

Donnerstag, 26. November 2015

Metanarrativ

Das eklektische Neuheidnentum stellt meiner Meinung nach den Verzicht auf ein übergeordnetes Einheitsprinzip dar. Was Loki gefällt, muss nicht notwendigerweise auch in Themis' Sinne sein. Die grossen Erzählungen wie die christliche Erlösungslehre oder der aufklärerische Fortschritt zur rationalen Gesellschaft fallen weg. Übrig bleiben partikuläre, inkommensurable Weltbilder von denen keines einen absoluten Wahrheitsanspruch stellen kann. Nicht die universale Wahrheit wird gesucht, sondern ein Sichtweise gewählt, die zu diesem Zeitpunkt für das Individuum passt.